Wie kann man Smartphones nachhaltiger nutzen?

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Man besitzt ein T-Shirt meistens länger als ein Handy. Hier finden Sie 5 Tipps zum nachhaltigeren Umgang mit Ihrem Smartphone:

Alle zwei Jahre ein neues Smartphone
Für die Herstellung eines Smartphones werden ungeheure Mengen an Energie benötigt, die sogenannte „graue Energie“. Das ist jene Energiemenge, die  für die Erzeugung von Gütern erforderlich ist und im fertigen Produkt nicht zu sehen ist. Jedes Jahr werden auf der Welt ca. 1,4 Milliarden Smartphones hergestellt und durchschnittlich alle zwei Jahre wieder weggeworfen. Der Grund dafür liegt meistens nicht daran, dass etwas am Handy nicht mehr funktioniert, sondern dass das Design nicht mehr gefällt oder das Handy langsamer wird. Im Schnitt behält man ein T-Shirt länger als zwei Jahre.

Das Rohmaterial
Eine riesige Menge an Rohstoffen, hunderte Stunden an Arbeitszeit und überdurchschnittlich viel Energie sind notwendig, um ein Smartphone herzustellen. Die rund 500 Bestandteile eines normalen Handys oder Computers sind nicht vollständig wiederverwendbar. Das Recyceln gestaltet sich als schwierig, da die meisten aus einer Zusammensetzung von verschiedenen Materialien bestehen. Etwas 40 % eines Smartphones bestehen aus einer Mischung unterschiedlicher Metalle, die voneinander getrennt werden müssen, um sie recyceln zu können. Bei mehr als der Hälfte dieser Metalle handelt es sich um seltene Erdmetalle, die überhaupt nicht wiederverwendet werden können, da dies einen zu hohen Kosten- und Zeitaufwand erfordern würde.  Und da sind noch 20 % bis 35 % an Bestandteilen in Smartphones, die überhaupt nicht recycelt werden können.

Umweltgedanke nicht zentral
Bei den meisten KonsumentInnen spielt der Umweltgedanke bei der Anschaffung eine neuen Smartphones nur eine geringe Rolle. Im Folgenden werden Tipps vorgestellt, wie man die negativen Effekte bei der Herstellung von Smartphones verringern kann:

1. So lange wie möglich verwenden
Die beste Lösung für die Umwelt ist natürlich, ein Smartphone so lange wie möglich zu benutzen und es u.U. reparieren zu lassen. Bei fast drei Viertel aller Handys sind Glasschäden die Hauptschadensursache. Hier gibt es sinnvolle Schutzhüllen – möglichst mit Gummirahmen. Aufgeklebte Schutzfolien schützen das Display vor Kratzern.

2. Reparieren
Wenn das Handy nicht mehr funktioniert, sollte man erst einmal versuchen, den Grund dafür herauszufinden. Reparaturanleitungen für Standardprobleme gibt es z.B. auf YouTube. Die Website https://www.ifixit.com bietet dafür Tutorials an. Vorher natürlich unbedingt überprüfen, ob es auf das Handy noch Garantie des Herstellers gibt. Ansonsten sich einen Kostenvoranschlag bei einem Reparaturservice einholen. Wenn es unbedingt ein neues Handy sein muss, warum dann kein faires und nachhaltiges?

3. Ein gebrauchtes, generalüberholtes oder ein faires Smartphone kaufen
Wie wäre es, sich statt eines neuen Smartphones ein generalüberholtes mit mindestens einem Jahr Garantie anzuschaffen? Für alle drei großen Anbieter wie Samsung, iPhone oder Huawei gibt es generalüberholte Versionen, um die Umwelt zu schonen. Der österreichische Anbieter refurbed.at oder die deutschen Anbieter
rebuy.de oder asgoodasnew.com überholen das alte Handy nicht nur äußerlich, sondern tauschen auch defekte Teile aus und bereinigen die alten Daten. Die zum Verkauf angebotenen Geräte sind dann wie neu, aber wesentlich günstiger als neue. Das ist ein echter Beitrag für die Umwelt.
Wenn es unbedingt ein neues Handy sein muss, warum dann nicht einmal ein faires und nachhaltiges wählen? Während sich die großen Hersteller noch zurückhalten, gibt es schon spannende Pioniere auf diesem Sektor. Der deutsche Anbieter fairphone veröffentlicht die Materialien, Lieferanten und Fertigungsstandorte, die bei der Produktion vom Fairphone mitwirken. Shiftphone bietet ebenfalls interessante Produkte als nachhaltige Alternative an.

4. Das Smartphone weiterschenken oder verkaufen
Wenn man das eigene Smartphone nicht mehr möchte, es aber noch funktioniert, dann sollte man es weiterschenken. Wenn die Familie oder die Freunde es nicht wollen, dann gibt es noch Hilfsorganisationen, die  Handys gerne annehmen. 2017 wurden auf mobile-box.eu ca. 80.000 Handys einer umweltgerechten Verwertung zugefügt. In Österreich gibt es schon seit Jahren die Ö3-Wundertüte, wo man alte Handys abgeben kann, die dann entweder repariert oder vorschriftsgemäß entsorgt werden. Tausende Handys liegen in den Schubladen und sollten eine Chance auf Wiederverwendung bzw. Wiederverwertung bekommen. Man kann das Smartphone auch auf diversen Plattformen verkaufen.  Auch manche Handyshops kaufen alte Geräte (insbesondere wenn das Display keine Kratzer hat und die äußere Hülle nicht beschädigt ist).

 5. Das Smartphone richtig entsorgen
Ist das Handy tatsächlich am Ende seines Lebens, dann sollte man unbedingt auf die richtige Entsorgung achten. Auf keinen Fall in den Hausmüll, sondern wie schon erwähnt in einer Sammelstelle abgeben. Außerdem werden mit dem Erlös aus dem Recycling oder der Wiederverwendung zumeist Umweltschutzprojekte oder karitative Institutionen unterstützt. 

Einen Beitrag zu den Global Goals der UNO leisten
Für die Erreichung der SDGs, der „Sustainable Development Goals“ (s.a. „Aktiv werden: Bildung für nachhaltige Entwicklung) der Vereinten Nationen ist nachhaltiger Konsum ein wichtiger Beitrag. Umweltzerstörung, Armut, Ungleichheit, Produktion, Konsum und viele weitere Herausforderungen sind regional bzw. national nicht mehr zu bewältigen. Die im Rahmen der Agenda 2030 gesetzten Ziele wurden von 193 Mitgliedsstaaten unterzeichnet und sollen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene umgesetzt werden. Nicht nur Wirtschaft, Politik, die Unternehmen und die NPOs (Non-Profit Organisations) müssen dazu beitragen, sonder jeder und jede Einzelne. Nur gemeinsam  können die großen Herausforderungen bewältigt werden.

Links

  • Die  Ö3-Wundertüte verwandelt nicht mehr genutzte Handys oder Smartphones in eine Spende für Familien in Not. Mit dem Erlös aus der Verwertung der Geräte helfen die Soforthilfefonds von Licht ins Dunkel und der Caritas Familien in akuten Notlagen. Privatpersonen, Schulen, Firmen: Alle sind zum Handysuchen, -sammeln und -spenden eingeladen! So funktioniert’s.
  • Das Wiener Social Business-Startup good mobile bietet in Zusammenarbeit mit A1 einen Klimaschutz-Mobilfunktarif.
  • Das gemeinnützige IT-Systemhaus Afb bereitet ausgemusterte IT-Hardware von Konzernen und öffentlichen Einrichtungen wieder auf und vertreibt sie über den afbshop. Alle Arbeitsschritte im Unternehmen sind barrierefrei gestaltet und werden von behinderten und nicht-behinderten Menschen gemeinsam ausgeführt.
  • Tipps für den Kauf von gebrauchten Smartphones auf futurezone.at
  • „Fair und zirkulär – Althandys retten Jungaffen“ –  Projekt des Jane Goodall Instituts – Austria
    Ein Leben ohne Smartphone? Für viele unvorstellbar! Unser Kommunikationsglück bringt leider großes Leid für viele Menschen und Tiere in Afrika. Wichtige Bestandteile unserer Mobiltelefone werden dort ohne Rücksicht auf ökologische, gesundheitliche und soziale Folgen abgebaut. Doch wir alle können diesen Raubbau eindämmen, indem wir unsere alten Handys recyceln. Das Projekt „Fair und zirkulär“ des Jane Goodall Instituts – Austria bietet Schulklassen und Einzelpersonen in Österreich die Möglichkeit, für den nachhaltigen Umgang von Ressourcen aktiv zu werden. Durch die Bestellung einer kostenlosen Sammelbox können Altgeräte gesammelt und ordnungsgemäß recycelt werden. Die Sammelbox kann unter rootsandshoots [at] janegoodall [dot] at bestellt werden.
  • Bei der deutschen Organisation RESET – Digital for Good  dreht sich alles um digital-soziale und grüne Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung. Hier ein Artikel zur Frage: Wohin mit gebrauchten Handys?